Winterschlaf

Ein badischer Krimi
von Jutta Ebersberg
Broschiert 152 Seiten
ISBN: 978-3755741664

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Winterschlaf | von Jutta Ebersberg

Kurzbeschreibung:

Die Kommissarin Ute Becker und ihr Kollege Alex Weingärtner begegnen in ihrem dritten Fall einer jungen schwangeren Frau, deren Ehemann ermordet aufgefunden wurde. Er war ein beliebter und engagierter Lehrer. Warum musste er sterben?

Auch für nicht eingefleischte Krimifreunde ein Lesevergnügen.

Blick ins Buch:

Samstag

Maries Hände zitterten leicht, als sie zwei Löffel Teeblätter in die Filtertüte gab. Sie nahm den Wasserkocher, goss heißes Wasser in die Teekanne und stellte den Kocher zurück an seinen Platz. Den zartwürzigen Duft von Zimt und Koriander nahm sie nicht wahr. Mit einem tiefen Seufzer zog sie den Küchenstuhl zurück und setzte sich. Zum wievielten Mal sah sie bereits auf die Uhr? Ihre Unruhe schien sich auf das ungeborene Kind zu übertragen. Es trat heftig gegen ihren Bauch. Sachte hielt sie ihn mit ihrer linken Hand, mit der rechten streichelte sie beruhigend darüber und versuchte dabei, selbst etwas ruhiger zu werden. Schließlich ging sie mit der Teekanne zurück ins Wohnzimmer und stellte sie auf das Stövchen, das ihr Ralf vor drei Jahren zum Geburtstag geschenkt hatte. Sie ließ sich auf das Sofa sinken, füllte ihre Teetasse, umklammerte sie mit beiden Händen und blies vorsichtig hinein. So starrte sie ein paar Minuten ins Leere und stellte die Tasse wieder ab, ohne einen Schluck genommen zu haben. Gedankenverloren griff sie mit der rechten Hand nach dem Buch, das aufgeschlagen neben ihr auf dem Sofa lag, und begann zu lesen. Nachdem sie zum dritten Mal am Ende der Seite angekommen war ohne den Inhalt zu erfassen, legte sie das Buch wieder ab, stand auf und ging zum Fenster. Draußen wurde es langsam dunkel, aus den Fenstern der Nachbarhäuser drang warmes Licht, und leichter Schneefall verzauberte das Bild. Zu Marie drang die Schönheit des Augenblicks nicht durch.

Sie nahm das Telefon, das die ganze Zeit schweigend auf dem niederen Tisch gelegen hatte, und wählte die Nummer ihrer Freundin Svenja. Nach dem vierten Klingelton befürchtete sie schon, dass der Anrufbeantworter anspringen würde, da meldete sich die vertraute Stimme. Nachdem sie ihren Namen genannt hatte, brach es aus ihr heraus: „Svenja, ich habe solche Angst um Ralf! Er hätte längst wieder zurück sein sollen.“ Ihre Freundin unterbrach sie: „Jetzt mal langsam,
das wird schon irgendeinen Grund haben. Was hatte er denn vor?“ „Das ist es ja gerade: Ich weiß es nicht. Es muss et-
was ganz Wichtiges gewesen sein, er hatte so einen komischen Gesichtsausdruck, wollte aber nichts sagen, nur, dass er etwas erledigen muss.“ Svenja war nicht nur ihre beste Freundin, sie hatte auch eine pragmatische Art, Probleme anzugehen und zu lösen. „Ich habe gerade nichts Besonderes vor und meine Waschmaschine braucht noch eine Stunde – ich
komme vorbei, wenn es dir recht ist.“ Marie hauchte ein „Danke!“ in den Hörer und legte auf. Es dauerte nicht lange, da läutete es an der Haustür, und Svenja stand mit Wintermantel und selbst gestricktem rotem Schal und Wollmütze davor. Sie nahm ihre Freundin herzlich in den Arm und folgte ihr ins Wohnzimmer, nachdem sie im Flur abgelegt hatte. Marie stellte ihr eine Tasse hin und forderte sie mit einer Geste auf, sich selbst zu bedienen. Svenja nahm etwas Kandis in den Tee, rührte mit einem Löffel um und schaute ihr Gegenüber intensiv an. „Jetzt erzähl mal der Reihe nach!“

„Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich habe dir ja vorhin schon gesagt, dass Ralf etwas Wichtiges erledigen wollte und immer noch nicht zurück ist. Ich habe solche Angst, dass ihm etwas passiert ist. Ich habe auch versucht, ihn über sein Handy zu erreichen, aber er geht nicht dran.“ „Marie, es ist Dezember, in zweieinhalb Wochen ist Weihnachten – könnte es nicht sein, dass er einfach unterwegs ist, um Weihnachtsgeschenke zu kaufen? Und was im Moment in der Stadt los ist, brauche ich dir wohl nicht zu erklären. Womöglich ist er auf dem Weihnachtsmarkt, schiebt sich durch das Gedränge oder wartet auf eine der überfüllten Straßenbahnen. Es gibt jede Menge Gründe, warum er noch nicht zurück ist.“ „Svenja, ich kenne Ralf! Der hat nicht ausgesehen, als ob er Weihnachtsgeschenke einkaufen wollte, außerdem haben wir ausgemacht, dass wir uns dieses Jahr nichts schenken.“ Sie streichelte über ihren Bauch und zuckte mit den Schultern. „Wir brauchen
das Geld für das Baby.“ „Was kann er denn sonst vorgehabt haben? Musste er vielleicht nochmal in die Schule?“ „Das glaube ich nicht, es muss etwas völlig anderes gewesen sein. Ich kann es nicht erklären, aber ich habe ein ganz ungutes Gefühl.“ Sie zögerte einen Augenblick, bevor sie fortfuhr: „Als Hannes vor ein paar Wochen mitbekommen hat, dass ich schwanger bin, hat er deutlich gesagt, dass wir als Familie nicht glücklich werden. Es war wie eine Drohung, und du erinnerst dich ja bestimmt noch an Hannes! Hätte ich damals gleich auf dich gehört, hätte ich mich nie auf ihn eingelassen.“

Erschrocken schaute Svenja ihre Freundin an. „Und du meinst, dass Ralf noch nicht da ist, kann mit Hannes zusammenhängen?“ Hilflos antwortete Marie: „Ich habe keine Ahnung, aber eben dieses ungute Gefühl.“ Sie schlang ihre dicke Wolljacke enger um sich, als ob sie bei dem Gedanken fröstele. „Wie lange ist Ralf denn schon weg?“ „Er hat kurz nach zwei die Wohnung verlassen.“ Svenja schaute auf die Uhr: es war jetzt Viertel vor sechs. „Und du bist ganz sicher, dass er schon zurück sein müsste?“ In sich zusammengesunken saß ihre Freundin auf dem Sofa und fing an zu schluchzen. Svenja setzte sich neben sie, reichte ihr ein Taschentuch und streichelte ihr sanft über den Rücken. Nachdem sich Marie etwas beruhigt hatte, nahm sie den Faden wieder auf. „Bei der Polizei können wir uns schlecht melden nach so kurzer Zeit. Das Einzige, was wir im Moment tun können, ist in den Krankenhäusern nachzufragen. Vielleicht hatte er ja einen Unfall. Benutzt du zufällig noch ein Telefonbuch?“ Mühsam erhob sich Marie, ging in den Flur und kam kurz darauf mit einem Telefonbuch zurück. Svenja schlug die Seite der Krankenhäuser auf. „Weißt du, ob er Papiere dabeihatte?“ In Maries Augen spiegelte sich ein Hauch von Verzweiflung. „Ralf doch nicht, er sagt immer: ‚Wir leben hier ja schließlich nicht in New York, in Karlsruhe kennt man sich!‘ Darüber, dass ihm einmal etwas zustoßen könnte, hat er sich, glaube ich, noch nie Gedanken gemacht.“ „Kannst du wenigstens sagen, was er angehabt hat?“

„Jeans, seine dunkle Jacke und darüber den grünen Schal.“ Sie dachte einen Moment nach und fügte dann an: „Und die alberne blaue Pudelmütze.“ Svenja wählte die Nummer des Städtischen Klinikums und schilderte in wenigen Sätzen ihr Problem, nachdem sich eine freundliche Stimme gemeldet hatte. „Soweit ich weiß, ist in den letzten Stunden kein Patient hereingekommen, auf den diese Beschreibung passen könnte, aber ich frage sicherheitshalber kurz in der Notaufnahme nach“, und schon erklang eine Warteschleifenmusik. Nachdem sich diese mehrfach wiederholt hatte, meldete sich die freundliche Stimme wieder zu Wort: „Nein, es tut mir leid, ich kann Ihnen nicht weiterhelfen.“ Svenja bedankte sich, legte auf und versuchte es in den anderen Krankenhäusern, jedoch auch hier ohne den gewünschten Erfolg. Sie seufzte tief und entschloss sich, doch bei der Polizei anzurufen. Der Beamte, der sich meldete, nahm zwar ihr Anliegen und die Personenbeschreibung auf, machte ihr aber wie erwartet keine Hoffnung darauf, dass eine Suchaktion gestartet würde. Er wies auf den kurzen Zeitraum hin und auch auf die Belastung der Kollegen im Blick auf das Weihnachtsgeschäft mit den vielen Taschendiebstählen. Nachdem er die Telefonnummer notiert hatte, beendete er das Gespräch. „Mehr können wir im Moment nicht tun! Vielleicht löst sich ja auch alles ganz anders auf und Ralf erscheint fröhlich, als ob nichts gewesen wäre.“ Sie hatte ihren ganzen Optimismus in diesen Satz gelegt, auch wenn sie selbst nicht daran glaubte, dass es so
kommen würde. Inzwischen war Maries Unruhe auf sie übergesprungen.

Ein paar Minuten saßen die beiden stumm nebeneinander. Svenja wollte ihre Freundin in dieser Situation nicht allein lassen. Sie überlegte: „Ich könnte kurz nach Hause gehen, meine Wäsche aufhängen und dann wiederkommen. Wenn du willst, übernachte ich bei dir, es sei denn, Ralf taucht bis dahin doch noch auf.“ Marie schnäuzte in das Taschentuch und nickte. „Das wäre lieb von dir. Ich weiß überhaupt nicht, was ich mit mir anfangen soll, ich bin völlig durcheinander.“ Beide standen auf und gingen in den Flur, wo Svenja ihren Mantel anzog und die Freundin nochmal kräftig in den Arm nahm. „Ich beeile mich“, flüsterte sie.

Sonntag

Ute Becker saß im Bademantel am Frühstückstisch und blätterte in der Sonntagszeitung, als das Telefon läutete. Irritiert nahm sie den Hörer zur Hand und sah die Nummer eines Kollegen vom Außendienst im Display. „Ute Becker. Was gibt’s denn schon so früh?“ „Wolfgang hier, es tut mir leid, dass ich dir in den Sonntag platzen muss, aber wir haben hier eine Leiche. Ein Hundebesitzer hat uns angerufen. Er war mit seinem Hund unterwegs, und der hat ihn zu der Leiche
gezerrt, im Oberwald.“ „In aller Kürze: Was ist passiert? Und konntet ihr die Leiche identifizieren?“ „Ein junger Mann, circa Anfang bis Mitte dreißig, liegt unter einem Baum. Da es in der Nacht heftig geschneit hat, fiel er gar nicht auf, wenn nicht der Hund gewesen wäre. Der Mann hat eine Schnittwunde am Hals und ist verblutet. Ob er irgendetwas dabeihat,
was ihn ausweisen kann, wissen wir noch nicht, da wir nicht vorgreifen wollten.“ Insgeheim dachte er an die Vorwürfe, die er in seiner Anfangszeit bekommen hatte, als er bei einem Einsatz eine Leiche berührt hatte, bevor die Verantwortlichen eingetroffen waren. Dabei hatte er es nur gut gemeint! „Wo genau befindet sich die Leiche?“ Mit einem gewissen Stolz in der Stimme kam die Antwort: „Nahe beim Rettungsstandort 1906!“ Ein genervter Unterton war nicht zu überhören, als die Rückfrage kam: „Darf ich dich erinnern, dass ich bei der Kriminalpolizei arbeite und nicht in der Rettungsleitstelle? Geht’s vielleicht ein bisschen genauer?“ Wolfgang war über den Tonfall erschrocken und erwiderte rasch: „In der Nähe vom Polizeischießstand, gleich bei der Abzweigung am Oberwaldsee.“ Nach einem Blick auf die Uhr antwortete Ute: „Informiert die Spusi, falls ihr das nicht schon getan habt! Das ganze Aufgebot halt, ihr macht das ja nicht zum ersten Mal. Ich komme dann in etwa einer Stunde, die Leiche wird wohl nicht wegrennen!“ „Nein, wir haben uns noch nicht bei der Spurensicherung gemeldet. Wir wollten erst mal dir Bescheid sagen, aber als nächstes rufe ich Gerd an. Kann der mit der Arbeit schon anfangen, oder willst du erst alles so sehen, wie wir es vorgefunden haben?“ „Er kann ruhig anfangen, er weiß ja, worauf es ankommt.“ Hatte die Kommissarin seine Gedanken gelesen? „Gut, dann bis nachher.“

Ute legte auf, trug das Frühstückstablett in die Küche, verstaute die Lebensmittel im Kühlschrank und beschloss, alles andere später zu versorgen. Sie war sauer, weil sie sich auf einen gemütlichen Sonntag gefreut hatte. Ihr Vater kam ihr in den Sinn, der ihr diesen Beruf von Anfang an hatte ausreden wollen, weil er Angst um seine Tochter hatte. „Wenn ich mir vorstelle, dass du mit Mördern zu tun hast! Es gibt so viele schöne Berufe, musst du ausgerechnet so etwas Gefährliches machen? Das Leben ist doch so schon schwer genug.“ „In dem Punkt hatte er recht“, dachte sie. „Das Leben ist schwer, nicht einmal am Sonntag hat man seine Ruhe!‘ Sie ging ins Bad, hängte ihren Bademantel an den Haken, duschte, zog sich eine warme Hose und einen dicken Wollpullover an und legte ein leichtes Make-up auf. Nachdem sie einen Schal und den Anorak angezogen hatte, nahm sie den Autoschlüssel und ihren Rucksack, verließ die Wohnung und schloss ab. Draußen hatte Herr Eberhard, der Pfarrer, der mit seiner Frau im Stockwerk über ihr wohnte, bereits den Gehsteig und einen schmalen Weg bis zur Haustür vom Schnee freigeschippt. Ute war froh, dass ihm solche Aufgaben Spaß machten und sie davon völlig befreit war. Als er vor einigen Jahren eingezogen war, hatte er gesagt: „Meine Frau und ich sind Rentner – wir können uns unseren Tag einteilen, und etwas Bewegung tut mir gut! Sie haben auch ohne solche Pflichten genug zu tun.“ Sie ging zur Garage, öffnete das Tor, blieb einen Moment stehen und ließ ihren Blick liebevoll über ihr neues Auto streifen: einen kleinen roten BMW, wie sie ihn sich schon lange gewünscht hatte. Das versöhnte sie für den Moment, allerdings dachte sie mit einem etwas mulmigen Gefühl, dass er jetzt wohl eine Bewährungsprobe bestehen musste: Die Wege am See waren bestimmt nicht geräumt, und auch auf den Nebenstraßen in Rüppurr war man sehr zurückhaltend, was Räumen oder Streuen anbelangte. Sie dachte: ‚Hoffentlich passiert nichts! Das würde mir jetzt gerade noch den Rest geben.‘ Sie stieg ein, startete und fuhr in Richtung Oberwald. Als sie zum See einbog, sah sie bereits die Autos der Kollegen und parkte seitlich dahinter. Alex war auch gerade eingetroffen und lächelte ihr entgegen. In gereiztem Ton begrüßte sie ihn: „Ja, dir auch einen super schönen Morgen!“ Alex war überrascht über seine sonst so sortierte Kollegin. „Wie bist du denn heute drauf?“ „Hundebesitzer! Müssen die auch am Sonntag so früh losziehen? Können die nicht warten, bis wir ausgeschlafen und anständig gefrühstückt haben?“ „Was meinst du, wer sich neben mir im Bett auf die andere Seite gedreht und noch ‚Bringst du Brötchen mit?‘ gemurmelt hat?“ „Na, hoffentlich Gabi, oder habe ich womöglich etwas verpasst?“ Mit einem ironisch vorwurfsvollen Unterton erwiderte er: „Du kennst mich doch.“ Sie musste grinsen: „Treue Socke!“ Vorsichtig gingen sie das kleine abschüssige Stück hinunter, das vom Schnee etwas rutschig war, und schritten dann gezielt auf die Gruppe zu, die um den Baum herumstand. „Guten Morgen allerseits. Gibt es schon erste Erkenntnisse?“ Gerd, der im weißen Overall neben der Leiche hockte, drehte den Kopf und schaute auf.

„Wie es aus sieht, hat er zunächst mit einem kantigen Gegenstand einen Schlag auf den Kopf bekommen und war bewusstlos. Und hier wurde ihm die Halsschlagader eröffnet, so dass er verblutet ist.“ „Wenn das nicht geschehen wäre, könnte man fast von ‚Winterschlaf‘ sprechen“, warf Alex ein. „Alex, das ist jetzt nicht dein Ernst! Der Mann wacht nicht wieder auf!“ „War poetisch gemeint, aber Gabi meint auch, dass Poesie nicht meine Stärke ist.“ Ute wandte sich wieder an Gerd.
„Bist du sicher, dass das erst hier passiert ist?“ „Wäre es vor dem Transport passiert, wäre seine Kleidung ganz anders mit Blut verschmiert, nicht nur im Oberkörperbereich. Nein, das kann erst hier geschehen sein!“ „Und haben wir Hinweise auf seine Identität?“ Sie kannte die Antwort im Voraus: Natürlich nicht! „Nicht einmal ein Smartphone?“ „Nein, nicht einmal das!“ „Liegt zufällig eine Vermisstenmeldung vor?“ Alle Blicke richteten sich auf Wolfgang, der über den Anruf des Hundebesitzers informiert hatte. Er selbst war überrascht, dass alle verstummt waren und ihn erwartungsvoll anschauten, bis ihm bewusst wurde, dass er versäumt hatte, in der Zentrale nachzufragen, ob es irgendwelche Hinweise gab, die eventuell Aufschlüsse geben könnten. Er versuchte gar nicht erst, sich zu rechtfertigen, da er sich entsprechende Kommentare ersparen wollte und zog stattdessen sein Smartphone aus der Jackentasche und rief in der Zentrale an. In wenigen Sätzen schilderte er die Situation und hörte dann konzentriert zu, nickte kurz, bedankte sich und beendete das Gespräch.

„Ja, gestern Abend hat eine junge Frau angerufen – ihre Beschreibung passt sehr gut auf diese Person hier.“ Ute schluckte und fragte dann: „Und wo wohnt sie?“ Wolfgang nannte eine Adresse in der Gartenstadt. Nach einem Blick auf die Uhr schaute Ute in Richtung Alex: „Sonntag, gerade mal kurz vor neun Uhr. Was meinst du?“ Er dachte an Gabi, die ihn bestimmt nicht vor zehn Uhr zurückerwartete, allerdings musste er noch beim Bäcker vorbeifahren. Er schrak zusammen, als er seinen Namen hörte: „Alex, ich spreche mit dir! Was meinst du: Sollen wir direkt zu dieser Adresse fahren?“ Ohne seine Antwort abzuwarten, fuhr Ute fort: „Wenn ich mir vorstelle, dass diese junge Frau vielleicht seit gestern kein Auge zugetan hat… Und selbst wenn sie eingeschlafen ist, wird sie früh wieder aufgewacht sein und sich sorgen. Nein, wir sollten nicht lange nachdenken, sondern hinfahren! Kommst du?“ Resigniert dachte er: ‚Gemütliches Frühstück im Bett. Wäre schön gewesen!‘ Laut sagte er: „Ich bin zur Stelle.“